Die Cloud als Technologie der Zukunft im Bildungswesen
„Cloudtools können Lehrkräften und Lernenden das Leben leichter machen und sparen den Schulen gleichzeitig Kosten ein.“ – Scott Hayden, Digital Innovation Specialist.
Laut einer Studie von 2015 zeigten sich etwa zwei Drittel (68 %) der Lehrkräfte an Grund- und weiterführenden Schulen besorgt, dass ihre Schülerinnen und Schüler bessere Computerkenntnisse hätten als sie selbst; acht von zehn wünschten sich ein entsprechendes Fortbildungsprogramm. Heute stellen wir die Frage, ob diese technologische Bildungslücke inzwischen geschlossen wurde.
Scott Hayden, Digital Innovation Specialist und Lehrer am Basingstoke College of Technology, ist nicht dieser Meinung. Ihm zufolge stehen Lehrkräfte heute aufgrund der raschen Entwicklung digitaler Tools sogar noch mehr unter Druck. In den acht Jahren, die er schon als Lehrer für Kunst und Technologie tätig ist, hat Hayden eine Art bildungstechnologische Revolution durchgesetzt, indem er sich vom klassischen Lehrer-Schüler-Modell entfernt hat. Heute arbeitet er mit seinen Schülerinnen und Schülern zusammen daran, Lehrkräfte zu beraten, um die technologische Bildungslücke zu schließen. Mit seinem Einsatz verdiente er sich auch die Anerkennung der britischen Schulaufsichtsbehörde Ofsted.
Wir sprachen mit Hayden nach seinem Vortrag auf der BETT 2017 über die technologischen Herausforderungen, vor denen Schulen im Vereinigten Königreich stehen, und über die Möglichkeiten der Cloud.
Hayden stellte sehr schnell fest, dass die meisten jungen Menschen, die er unterrichten sollte, mehr Ahnung von Technologie hatten als er selbst. Daraufhin entwickelte er mit ausgewählten Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern einen Prozess zum Schließen der Wissenslücke, den er auch anderen Schulen anrät. Angesichts knapper Budgets und rückständiger Technologie im Bildungswesen sieht er enormes Potenzial darin, dass Lehrkräfte von Schülerinnen und Schülern direkt erfahren, mit welchen Mitteln sie lernen möchten.
„Die mangelnde Fortbildung des Personals ist das größte Problem der heutigen Schulen. Die Lehrkräfte sind jetzt schon überarbeitet, unterbezahlt und gestresst. Im digitalen Bereich wissen unsere Schülerinnen und Schüler erstmals mehr als wir.“
Was manch anderer als Gefahr betrachten würde, sieht Hayden als Chance, die Lücke hinsichtlich der digitalen Kompetenz zu schließen. Darum wählte er ein Team von „jungen IT-Experten“ aus der Schülerschaft aus, die den Lehrkräften die digitalen Tools näherbringen, die Schülerinnen und Schüler zu Hause verwenden, und ihnen zeigen, wie sie auch im Klassenzimmer zum Einsatz kommen können.
„Meine jungen IT-Experten sind wie trojanische Pferde, die Informationen viel schneller und wirkungsvoller verbreiten, als ich es kann. Es ist interessant zu beobachten, dass sich die Lehrkräfte diesen jungen Leuten gegenüber viel schneller öffnen als ihren Kollegen und Kolleginnen. Viele empfinden es wohl als Zeichen von Schwäche, im Kollegium zuzugeben, dass sie etwas nicht können. Wenn sie aber von ihren Schülerinnen und Schülern einen tieferen Einblick in deren Welt bekommen, ist das für beide Seiten eine produktive und bereichernde Erfahrung.“
Durch diese Art der Erwachsenenbildung hat sich die Art und Weise gewandelt, wie am Basingstoke College of Technology unterrichtet wird. Die Cloud gehört inzwischen zum täglichen Lernprozess der Schülerinnen und Schüler, die darin an Dokumenten zusammenarbeiten und jederzeit von unterwegs auf ihre Arbeit zugreifen können.
„Die Arbeitsmoral der Schülerschaft hat sich dadurch völlig verändert“, so Hayden. „Sie übernehmen gern die Verantwortung für ihre Arbeitsweise. Das Konzept ist das gleiche wie bei der flexiblen Arbeit im Berufsleben – wenn wir Menschen wie verantwortungsvolle Erwachsene behandeln, verhalten sie sich auch so. Ich sehe, wie meine Schülerinnen und Schüler auch außerhalb der Unterrichtszeiten auf Dokumente in der Cloud zugreifen, daran zusammenarbeiten oder neue Dateien erstellen. Indem wir uns an die Arbeitsmethoden anpassen, die ihnen liegen, können wir ihre Begeisterung wecken und ihr Engagement fördern.“
Laut Hayden mangelt es dem Lehrpersonal im Allgemeinen am Verständnis der Tools, die in der Cloud Anwendung finden:
„Die Schulen sollten auf das Fachwissen ihrer Schülerschaft zurückgreifen, und Lehrkräfte dürfen sich nicht scheuen, von ihren Schülerinnen und Schülern zu lernen. Cloudtools können Lehrkräften und Lernenden das Leben leichter machen und sparen den Schulen gleichzeitig Kosten ein.“
Junge Menschen nutzen Kollaborationstools auch in ihrem Privatleben ständig. Hayden sieht die Schulen in der Pflicht, ihnen zu helfen, dabei verantwortungsbewusst und effizient zu handeln, da es nur so möglich ist, die nächste Generation auf die Arbeitswelt der Zukunft vorzubereiten.
„Das Lehrpersonal sollte gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern lernen, mobile Geräte für Zusammenarbeit, Kommunikation und Problemlösungen im Klassenzimmer zu nutzen. Dann können wir maßgeschneiderte Lernangebote entwickeln, die das Unterrichten leichter und den Unterricht interessanter machen, um junge Menschen auf digitale Arbeitsplätze vorzubereiten.“