Im Interview mit Hesta Prynn: DJane, Musikliebhaberin und menschliches Lexikon
Das Cannes Lions International Festival of Creativity ist ein Magnet für inspirierende Persönlichkeiten aus aller Welt. Zu den Besuchern zählen viele Experten, die große kreative Risiken auf sich genommen haben, um zu den Besten auf ihrem Gebiet zu werden. Wir hatten das Glück, in einer vollgepackten Woche beim Cannes Lions ein paar dieser Persönlichkeiten kennenzulernen. Erfahren Sie mit uns, was sie bewegt, mit wem sie arbeiten und wie es ihnen gelingt, kreativ zu arbeiten.
Für DJane Hesta Prynn scheint das Musikgeschäft eine Leichtigkeit zu sein. Die Liste ihrer renommierten Kunden ist lang und beeindruckend, sie hat eine Menge Auszeichnungen im Gepäck und hat bereits in den weltweit bekanntesten Clubs aufgelegt. Aber wie hat sie das geschafft? Und durch welchen kreativen Prozess wurde sie so erfolgreich? Wir haben Hesta Prynn getroffen und gefragt, wie man zu einer so prominenten DJane wird und warum Kreativität für jeden Menschen anders ist.
Wie sie DJane wurde
Erzählen Sie uns von den kreativen Herausforderungen, mit denen Sie als DJane zu tun haben.
Um ein guter DJ zu sein, sollte das eigene Wissen über Musik dem Inhalt eines Lexikons gleichen. Ich denke, das trifft bei mir zu. Ich war schon als kleines Kind in Musik und die Künstler dahinter vernarrt. Wenn ich zum Beispiel Tom und Jerry geguckt habe und „Rhapsody in Blue” gespielt wurde, wollte ich sofort wissen, was das für ein Lied ist. Musik hat also schon früh einen Eindruck auf mich gemacht und fällt mir nach wie vor als erstes auf, wenn ich etwas Neues entdecke. Andere achten wahrscheinlich auf Blumen und die Einrichtung oder welche Kleidung die Menschen tragen. Ich höre einfach zu.
Man ist zwar alleine hinter deinem DJ-Pult, aber man interagiert trotzdem mit dem Publikum. Der kreativste Moment ist für mich, wenn ich bemerke, dass das Publikum meine Ideen versteht und ich wiederum mitbekomme, was die Leute möchten – wenn also alle im Einklang sind.
Ich liebe Musik einfach durch und durch. Ich war noch nie der Typ Mensch, der Dinge sagt wie: „Die Musik zu meiner Zeit, das war noch richtige Musik. Das, was heutzutage läuft, ist doch einfach nicht auszuhalten.” Viele Künstler, die ich mag, habe ich das erste Mal im Radio gehört. Immer, wenn ich ein neues Lied im Radio höre, fühle ich mich, als wäre ich elf Jahre alt. Und dann versuche ich, fast automatisch schon, jeden Text auswendig zu lernen. Das erlaubt mir außerdem, einen Bezug zu Menschen in jeder Altersgruppe aufzubauen, weil ich die Hits ihrer Zeit kenne. Meistens finde ich in jedem Musikgenre etwas, dass mir gut gefällt, aber es gibt natürlich auch schlechte Lieder.
Solange gute Musik herausgebracht wird, habe ich keine Probleme damit, Inspiration zu finden.Das ist ganz einfach Musik, die dich glücklich macht, wenn du sie hörst. Die Welt der Musik hat viel zu bieten. Wenn da nichts dabei ist, was einen begeistert, solltest man sich besser einen anderen Job suchen.
Wie sie Verbindung zum Publikum aufnimmt
Wann fühlen Sie sich am kreativsten?
Ich fühle mich am kreativsten, wenn ich mit anderen Menschen interagiere. Das ist im Prinzip mein Job. Wenn ich vor einem großen Publikum auflege – diese Woche zum Beispiel mit Phoenix und Solange – hören mir viele Menschen zu. Man ist zwar alleine hinter einem DJ-Pult, aber man interagiert trotzdem mit dem Publikum. Der kreativste Moment ist für mich, wenn ich bemerke, dass das Publikum meine Ideen versteht und ich wiederum mitbekomme, was die Leute möchten – wenn also alle im Einklang sind. Und auf dieses Gefühl, diese Verbindung, hofft man die ganze Woche.
Mit meiner Arbeit versuche ich immer auch eine Geschichte zu erzählen. Man sollte beim Auflegen nicht versuchen, zu clever zu wirken, denn dann verliert man die Leute. Die Menschen sind da, um Spaß zu haben und sich gut zu fühlen. Falls man zu viel Spartenmusik spielt, schließt man Menschen aus und wenn sie sich ausgeschlossen fühlen, wenden sie sich ab und das wirkt sich natürlich am Ende negativ auf das gesamte Set aus. Wenn man dann aber zu allgemein bleibt, ist man auch nichts Besonderes mehr. Ideal ist es, wenn man nahezu unscheinbar im Hintergrund agieren und mit seiner Musik eine ganz eigene Geschichte erzählen kann. Wenn man dann beobachtet, wie die Leute darauf reagieren, den Sinn dahinter verstehen und darin aufgehen können, weiß man, alles richtig gemacht zu haben.
Wie sie sich mit anderen DJs und Marken vernetzt
In Ihrem Arbeitsumfeld entsteht Kreativität immer in einem gemeinschaftlichen Prozess. Welche Bedeutung haben Teams also für Sie?
Es gibt viele andere Remixer und DJs, die ich mag. Und wenn einer dann etwas ganz Besonderes spielt, merke ich mir das natürlich. Wenn ich mich dann selber auf einen Auftritt vorbereite, fällt mir das manchmal wieder ein und ich denke mir „Ach ja, da war doch dieser Typ aus Großbritannien mit dem coolen Remix. Den muss ich unbedingt haben.” Dann schreibe ich ihm eine E-Mail und er schickt mir einen Dropbox-Link. Ich lade den Song herunter, spiele ihn und warte ab, wie er ankommt. So können wir als DJs rund um den Globus in Verbindung bleiben – einfach super!
Ich kann Geschichten auf eine unterbewusste Art erzählen, indem ich Musik als Werkzeug einsetze … das ist eine richtige kreative Herausforderung.
Eine andere Möglichkeit der Kooperation ist die Zusammenarbeit mit renommierten Marken. Oft versuche ich, eine Geschichte mit meiner Musik zu erzählen und andere Menschen dabei mitzunehmen. Unternehmen versuchen mit ihrer Marke genau dasselbe. Ich war gerade erst bei einem Meeting von Spotify, bei dem wir über das gleiche Thema gesprochen haben. Auch dort herrscht das Kredo: „Diese Story möchten wir erzählen, das ist die Botschaft hinter der Veranstaltung und wir wollen, dass Leute das auch fühlen.” Aber sie wollen, dass alles unterbewusst abläuft, niemanden soll eine Idee direkt aufgezwungen werden und da komme ich ins Spiel. Ich kann Geschichten auf eine unterbewusste Art erzählen, indem ich Musik als Werkzeug einsetze. Das mache ich sehr gern und das ist eine richtige kreative Herausforderung.
Zum kreativen Prozess
Was braucht man, um große, innovative Ideen zum Leben zu erwecken?
Ich denke, dafür benötigt man mehrere Dinge. Für jedes kreative Unterfangen braucht man zunächst erstmal eine große Vision, die man in kleine Schritte aufteilen sollte. Und dann erstellt man sich dafür einen Zeitplan, genauso wie für jedes andere Projekt auch. Ich habe beispielsweise sieben Veranstaltungen diese Woche: bei einem Event spiele ich ein bestimmtes Genre, beim nächsten eine andere Musikrichtung. Manchmal überschneidet sich die Musik. Manchmal nicht. Und jetzt ist genau der Moment, an dem ich dabei bin, alles auszuarbeiten. Diesen Prozess ernst zu nehmen und durchzuziehen, ist extrem wichtig. Denn das ist die ideale Voraussetzung, um sich kreativ auszulassen zu können.
Es gibt viele unterschiedliche Methoden, kreativ zu arbeiten. Finde heraus, wie dein persönlicher kreativer Prozess aussieht. Und wenn du eine passende Routine für dich entdeckt hast, verinnerliche sie. So musst du keine Angst mehr vor Blockaden haben.
Mein Prozess sieht meist so aus: zum Anfang denke ich einfach stundenlang nach und dann mache ich viele Dinge oft auf den letzten Drücker. Auch heute werde ich den ganzen Tag die letzten meiner Sets für ein Event üben, dass um 20:00 Uhr losgeht. Und weil ich das schon seit einigen Jahren so mache, habe ich eines gelernt: nimm deinen eigenen Prozess ernst und ziehe ihn wie gewohnt durch. Manche Mensche arbeiten gerne 60 Tage an einem Projekt, andere machen das lieber an einem Tag. Ich denke, es ist wirklich wichtig, zu wissen, wie man am besten arbeiten kann. Es gibt nicht den einen richtigen Weg. Es gibt viele unterschiedliche Methoden, kreativ zu arbeiten. Finde heraus, wie dein persönlicher kreativer Prozess aussieht. Und wenn du eine passende Routine für dich entdeckt hast, verinnerliche sie. So musst du keine Angst mehr vor Blockaden haben.
Auf was sind Sie besonders stolz?
Ich habe eine sehr loyale Kundschaft. In meinem Geschäft geht es vor allem darum, was neu und gerade angesagt ist. Und ich habe Kunden, die mich seit vier oder fünf Jahren buchen – das macht mich natürlich glücklich.
Aber grundsätzlich mache ich eigentlich nur das, was mir selbst auch gefällt. Ich spiele Hits aus allen Genres und aus allen Dekaden, dazu gehören Songs aus den 70ern, 80ern, 90ern, aber natürlich auch viele aktuelle Stücke. So kann ich jede Stilrichtung und die verschiedenen Vorlieben meines Publikums befriedigen. Ich bin stolz darauf, dass ich so viele Bereiche abdecken kann.
Mein großer und treuer Kundenstamm ist der beste Beweis dafür, dass ich damit erfolgreich bin und viele Leute mit meiner Arbeit begeistern und unterhalten kann. Mir geht es vor allem darum, dass Menschen sich mit meiner Musik entspannen und sich gut fühlen. Alles, was ich mache, mache ich also ganz bewusst und dazu gehört auch etwas gegen die negative Stimmung da draußen beizutragen. Und klar, ich bin keine Politikerin oder sowas [sie lacht leise], aber was ich tue, ist auf seine eigene Art wichtig. Ich möchte, dass Menschen sich wohl fühlen und einen tollen Abend verbringen. Denn wenn wir einen tollen Abend haben, kann sich das positiv auf unsere gesamte Einstellung auswirken.
Zu Dropbox
Nutzen Sie Dropbox? Falls ja, würden wir gern wissen, wie.
Als ich selber noch Lieder geschrieben habe, habe ich mit meinem Team Dropbox benutzt, um Tonaufnahmen und Fragmente der Lieder zu verschicken. Jetzt teile ich damit für meine berufliche Zwecke Fotos, meine Biographie oder mein Logo. Also immer wenn ein neuer Kunde Interesse zeigt, versenden meine Agenten oder ich unseren Hesta-Prynn-Dropbox-Link.
Dropbox ist der einfachste Weg, etwas schnell und ohne viel Schnickschnack zu versenden. Wenn man etwas online versendet, hat man oft Ärger damit. Da gibt’s ständig Schwierigkeiten und Dropbox funktioniert einfach immer einwandfrei. Und es ist einfach praktisch, dass ich das Tool auch von meinem Computer oder meinem Smartphone aus nutzen kann.
Für weitere Informationen zum Festival, lesen Sie hier Warum Dropbox Cannes Lions sponsert. Für weitere Interviews mit Kreativprofis, werfen Sie einen Blick auf unser Interview mit dem Podcaster David Rheinstrom oder bleiben sie dran für weitere Interviews im Laufe der Woche.