5 Tipps für den Umgang mit negativer Kritik
Tage-, wochen- oder monatelang haben Sie Ideen erarbeitet und wieder verworfen und an Ihrer Arbeit gefeilt. Nun schicken Sie Ihrem Kunden oder Vorgesetzten ein grandioses Produkt, aber statt des erwarteten Lobes für Ihre Kreativität kommt eine frustrierende Antwort zurück. Vielleicht wird Ihre mühevolle Arbeit mit einem knappen „Gefällt mir nicht” abgetan oder Sie erhalten eine endlose Liste mit detaillierten Änderungswünschen. Andere geben einfach nur vage an, dass sie es irgendwie noch nicht vom Hocker reißt. Welche Art von Feedback es auch sein mag: Sie müssen nun mit dieser negativen Kritik umgehen.
Egal in welcher kreativen Branche Sie arbeiten, Sie kennen solche Situationen sicher zur Genüge. Zum Glück gibt es Methoden, sinnlose Kommentare in konstruktive Kritik umzuwandeln oder noch besser, negative Kritik komplett zu umgehen.
1. Beschreiben Sie Ihren kreativen Prozess
Der kreative Prozess kann oft chaotisch ablaufen. Die Ideen kommen, wann sie wollen, sodass diverse Entwürfe und Überarbeitungen nötig sind. Viele haben gar keine Ahnung, wie viele Schritte vor dem fertigen Produkt liegen. Binden Sie Ihren Gegenüber ein und erklären Sie Ihren Arbeitsablauf, bevor Sie ein gemeinsames Projekt beginnen. Bereiten Sie Ihre Kunden darauf vor, mit wie vielen Revisionen sie rechnen müssen und wie detailliert die einzelnen Schritte ausgearbeitet werden.
Ohne diese vorbereitenden Hinweise lassen sich Kunden möglicherweise von groben Entwürfen oder unvollständigen Konzeptideen verunsichern. Erinnern Sie Ihre Geschäftspartner daran, dass diese frühen Versionen hilfreiche Zwischenschritte auf dem Weg zum fertigen Produkt sind; dass der Schwerpunkt in dieser Phase auf den grundlegenden Ideen liegt und nicht auf spitzfindigen Detailfragen. Machen Sie im weiteren Projektverlauf klar, welche Elemente früh festgelegt werden müssen (z. B. Layout) und welche später noch verändert werden können, ohne das Projekt zurückzuwerfen (z. B. Schriftart). Es dient weder Ihnen noch Ihren Kunden, den Zeitplan in der Endphase durch eine unvorhergesehene grundlegende Änderung über den Haufen zu werfen.
2. Bitten Sie früh und häufig um Rückmeldung
Durch frühere Erfahrungen mit aggressiv kritischen Kunden zögern Sie vielleicht, Ihrem Kunden die Arbeit zu schicken, bevor sie auf Hochglanz poliert wurde. Das ist verständlich, aber da selbst die detailliertesten Anweisungen auch mal missverstanden werden können, ist es wichtig, schon in der Rohfassung um Rückmeldung zu bitten. Wenn Sie diesen Schritt hinausschieben, bis das Ihrer Meinung nach den Kundenwünschen genau entsprechende Produkt perfekt ist, müssen Sie schlimmstenfalls feststellen, dass Ihr Gegenüber die Anweisungen völlig anders gemeint hat.
Nehmen Sie solche Missverständnisse vorweg, indem Sie regelmäßig um Feedback zu Moodboards, Modellskizzen und Zwischenschritten bitten. Geben Sie Ihren Kollegen oder Kunden genug Zeit, durchdachte Antworten zu formulieren, anstatt impulsiv zu kommentieren. Spontane Äußerungen können ungewollt grob wirken oder den vorher festgelegten Rahmendaten widersprechen. Nutzen Sie die fundierten Rückmeldungen, um sich neu auf das Ziel zu fokussieren und die Kundenwünsche immer besser umzusetzen.
Wenn Sie Ihre Kunden schon während der frühen Projektphase nach ihrer Meinung fragen, geben Sie ihnen das Gefühl, Teil des Prozesses zu sein und das Endprodukt aktiv mitgestaltet zu haben. Wenn Ihr Kunde oder Vorgesetzter sich kreativ eingebunden fühlt, kommt es erfahrungsgemäß viel seltener zu ablehnenden Kritiken an der finalen Version.
Mit Dropbox Professional vom ersten Entwurf bis zum fertigen Produkt
3. Erklären Sie, wann Kritik konstruktiv ist
Warum wird so selten konstruktiv kritisiert? Weil die meisten überhaupt nicht wissen, wie man das macht. Ihre Kunden und Kollegen, die nicht wie Sie in einem kreativen Bereich arbeiten, haben vermutlich wenig bis gar keine Erfahrung mit dem Prozess und fühlen sich mit der Verantwortung möglicherweise überfordert. Erklären Sie ihnen, wie hilfreiche Kritik aussieht, noch bevor Sie Ihren ersten Entwurf vorlegen.
4. Stellen Sie Fragen
Das Lieblingswort jedes Zweijährigen sollte auch Ihres werden: „Warum?“ Selbst nachdem Sie ausführlich dargelegt haben, wie hilfreiche Rückmeldungen aussehen, werden Sie hin und wieder Sätze hören wie „Das Farbschema geht gar nicht“ oder „Das Logo muss größer sein“. Anstatt mental die Augen zu verdrehen oder einer Entscheidung zuzustimmen, die dem Endprodukt abträglich ist, atmen Sie einmal tief durch und stellen Sie die Frage aller Fragen: „Warum?“ Vielleicht ähnelt das Farbschema zu sehr dem eines Mitbewerbers oder eventuell wird das Logo optisch untergraben, weil der Marketingtext so umfangreich ist. Wenn Sie frustrierenden Kommentaren mit ehrlichem Interesse begegnen, können Sie die dahinterliegenden Bedenken Ihres Kunden entschlüsseln.
Auch bei vagen oder verwirrenden Aussagen wie „Das sieht nicht aus wie ein Premiumprodukt“ oder „Das Sandwich muss verspielter wirken“ (beides echte Kundenkommentare) können Sie mit gezielten Fragen herausfinden, was genau gemeint ist. Wie sieht „Premium“ für den Kunden aus? Was versteht die- oder derjenige unter „verspielt“? Ermutigen Sie Ihren Gegenüber, ausführlich zu sein. Wenn die Worte fehlen, bitten Sie um Beispiele für die gewünschte Wirkung.
Wie zuvor erwähnt kann es Menschen schwer fallen, kreative Kritik zu üben, wenn ihnen der branchenübliche Jargon nicht geläufig ist. Falls Ihr Kunde auf der allgemeinen Aussage „Das gefällt mir nicht“ beharrt, teilen Sie das Projekt in kleinere Komponenten auf. Ist es das Layout, die Schriftart, die Farbe, die Sprache oder der Tonfall, die dem Kunden nicht gefallen? Wenn Sie die einzelnen Bereiche individuell besprechen, können Sie Ihrem Gegenüber helfen, die Kritik spezifischer und konstruktiver zu formulieren, damit Sie Verbesserungen leichter durchführen können.
5. Lassen Sie Ihr Ego außen vor
Angesichts der Aufmerksamkeit, Zeit und Energie, die Sie in Ihr Projekt gesteckt haben, kann es Ihnen schwerfallen, sich davon zu lösen. Aber denken Sie immer daran: Verwechseln Sie Ihre Arbeit nicht mit sich selbst. Wenn Ihr Kunde meint, die Skizze wäre langweilig oder die Abbildungen zu schrill, bezieht sich das auf das Projekt, nicht auf Sie. Solche Rückmeldungen als persönlichen Angriff zu sehen, ist reine Energieverschwendung. Versuchen Sie stattdessen, die Perspektive Ihrer Kunden zu verstehen.
Es mag sein, dass Sie aufgrund Ihrer Expertise mit dem Projekt beauftragt wurden. Nichtsdestotrotz kennen sich Ihre Kunden sicherlich immer noch am besten in ihrer eigenen Branche und mit ihrer eigenen Zielgruppe aus. Bleiben Sie also stets interessiert und neugierig und stellen Sie Fragen. Vielleicht soll „langweilig“ ausdrücken, dass die Zielgruppe nicht an den technischen Feinheiten des Produkts interessiert ist. Vielleicht wirkten Ihre Zeichnungen „schrill“, weil die konservative Leserschaft eher gedämpfte Farben bevorzugt. Hören Sie Ihren Kunden genau zu und konzentrieren Sie sich darauf, die gewünschten Änderungen umzusetzen. Sie sind Dienstleister und egal, wie viel Herzblut Sie in ein Projekt stecken, am Ende muss es nicht Ihnen gefallen, sondern vor allem Ihren Kunden.
Ebenso wichtig ist es zu wissen, dass es einen Unterschied zwischen schlechter Kritik und negativer Kritik gibt. Im Eifer des Gefechts kann es schwer sein zu differenzieren, doch genau dann ist es wichtig, das eigene Ego beiseitezulassen. Kommentare wie „Das gefällt mir nicht“ oder auch „Das ist spitze“ sind perfekte Beispiele für schlechte Kritik. Denn darin wird nicht erklärt, warum eine Ihrer kreativen Entscheidungen dem Kundenwunsch entsprochen hat oder warum nicht. Negative Kritik wie „Die Animation sieht zu sehr nach Comic aus für das seriöse Image, das wir vermitteln möchten“ hören Sie möglicherweise nicht gern. Sie sagt Ihnen aber ganz genau, was Sie verändern müssen, um das Ziel zu erreichen.
Aus dem Nichts etwas Neues zu schaffen, ist für alle Beteiligten eine Herausforderung; erst recht für jemanden, der keine Erfahrung in Ihrem Fachgebiet hat. Manchmal sagt man etwas Gedankenloses, manchmal gibt es Missverständnisse, manchmal fehlen einem die Worte. Doch mit einer gesunden Prise Neugier und einer Portion Empathie können Sie fast jedem beibringen, hilfreiches Feedback zu liefern. Damit werden Sie in der Lage sein, aus den vagen Kundenwünschen ein hochglanzpoliertes Endprodukt herauszuarbeiten.