Fragerunde mit Kate Nash: Wie Zusammenarbeit Kreativität weckt
Das Fernsehpublikum kennt Kate Nash wahrscheinlich am besten in ihrer Rolle als Rhonda „Britannica“ Richardson in der erfolgreichen Netflix-Serie GLOW. Doch auch in der Musikwelt ist sie ein Star, seit ihr Debutalbum Made of Bricks vor einem Jahrzehnt die Charts stürmte. Wir hatten die Gelegenheit, uns beim SXSW mit Kate zusammenzusetzen und darüber zu reden, wie sie mit Worten und Musik ringt, wenn sie ihre wunderbar wilden Popsongs schreibt und mit anderen zusammen daran arbeitet.
Wie beginnt dein Arbeitsprozess, wenn du Songs schreiben möchtest?
KATE NASH: Mein Kreativprozess beginnt mit Worten, würde ich sagen … Heutzutage schreibe ich eine Menge auf meinem Smartphone. Vorher habe ich viel in Notizbücher geschrieben, aber ich finde es super, Sprachmemos oder Notizen auf meinem Telefon zu benutzen. Wenn mir eine Idee kommt, kann ich sofort mit dem Schreiben anfangen oder sie einfach sprechen oder singen. Es beginnt also oft mit Texten. Ideen bilden sich bei mir um Worte.
Sind die Titel für dich der zündende Funke? Oder beginnst du mit einem größeren Konzept?
KATE: Ich habe angefangen, für andere Leute zu schreiben, und dabei festgestellt, dass sich viele zuerst ein Konzept oder den Titel für einen Song überlegen. Das fühlt sich für mich nicht sehr natürlich an. Ich lasse mich lieber einfach von einer Idee inspirieren. Wenn ich etwas lustig finde oder wenn mich etwas wütend macht oder irgendwas etwas in mir auslöst, dann überlege ich mir für gewöhnlich, je nach Stimmung, eine freche oder witzige oder bittere Zeile. Darauf baut dann der Song auf … Ich glaube, bei den meisten meiner Songs kommt die Idee von einer zentralen Textzeile.
Setzt du auf eine bestimmte Methode oder Technik, um neue Songs anzufangen?
KATE: Ich finde Reisen sehr inspirierend. Wenn ich im Bus sitze, da schreibe ich meistens eine Menge. Oder in London in der U-Bahn … Ich mag Bewegung. Dabei kann ich einfach abschalten und vor mich hin träumen und schreibe alles auf, was mir einfällt … Und manchmal entwickle einen ganzen Song, indem ich beinahe schreibe, wie man spricht. Ich mag einen (schnippt) Rhythmus, in etwa wie Sprechgesang. Ich glaube, das trifft auf viele von meinen Sachen zu. Viel entsteht also aus einem Rhythmus. Bis ich dann im Studio bin oder an der Gitarre oder einem anderen Instrument sitze, weiß ich, wie der Song sich vom Rhythmus her anfühlen und bewegen soll.
Ist es schwierig, zwei Standpunkte zusammenzubringen, wenn du an Songs mitschreibst?
KATE: Bei Texten bin ich ziemlich eigen. Eigentlich will ich keinen anderen Input (lacht), außer ich entscheide, „Oh, das wird ein Gemeinschaftsprojekt.“ … Wenn ich Musik mache und wenn ich schreibe, versuche ich so ehrlich zu mir zu sein wie möglich … Als Künstlerin hat man so viele Möglichkeiten, da muss man sich entscheiden, was man tun will. Also habe ich mich dafür entschieden, bei allem, was ich mache, möglichst ehrlich zu sein. Zu mir, auch wenn ich mich dabei manchmal unwohl fühle.
Daher finde ich, dass alle Worte aus meinem Kopf und meinem Hirn kommen sollten, weil es sich sonst nicht natürlich anfühlt, sie zu singen oder zu sagen. Ich möchte an das, was ich sage, glauben können. Deshalb werde ich ein wenig sauer, wenn jemand versucht, sich textlich einzubringen … Dann sage ich: „Äh, nein“, denn „Das kommt nicht aus deinem Mund, also was soll das?“ … Ich versuche zu sagen, was ich sagen will. Darum will ich nicht, dass Worte von jemand anderem aus meinem Mund kommen. Ich weiß nicht, ob das so eine Dickköpfiges-Mittelkind-Sache ist, weshalb ich da so abwehrend bin. (lacht) Außerdem habe ich in der Musikindustrie den Eindruck, dass es so viele Leute gibt, die einen formen und ihre Ideen auf einen projizieren wollen, dass ich wehrhaft sein muss.
Wenn du Leute für eine Zusammenarbeit auswählst, was ist dabei wichtiger: sich ergänzende Fähigkeiten oder die Chemie untereinander?
KATE: Ich persönlich glaube, es sind die Chemie und der Vibe. Der Vibe ist entscheidend und … ob ich das Gefühl habe, dass ich bei jemandem ganz ich selbst sein kann. Denn wenn ich irgendwie gehemmt bin, kann ich nicht wirklich produktiv sein … Und man weiß einfach nicht, wann das passiert. Man kann mit jemanden in einen Raum gehen und denken, „Oh, das wird super“, und dann ist es doch nicht so. Aber … einfach jemand, mit dem ich mich wirklich gut verstehe …
Ich hatte diese Session mit einem Produzenten, vor der ich eigentlich Angst hatte, weil sie für jemand anderen sein sollte. Es war eine Session für einen anderen Popstar. Und ich hatte ein wenig die Nase voll von dieser Welt, weil sie sich ziemlich nach Hamsterrad anfühlen kann. Ich war einfach nicht in der Stimmung dafür. Ich dachte, „Oh, das wird mies. Ich will nicht in diesem Umfeld sein.“ Und dann musste jemand die Session absagen und das machte es noch schlimmer, weil ich dachte, „Na toll, jetzt bin ich mit diesem Typen alleine …“ Dann wurde die Session noch nach hinten verschoben, auf fünf oder sechs Uhr, und an dem Punkt graute es mir schon richtig davor. Dann ging ich hin und hatte mir eine Ausrede überlegt. Ich sagte, „Oh, ich soll mich übrigens mit meinem Manager zum Abendessen treffen“, was gelogen war. Aber wir haben uns total gut verstanden und ich spielte meine Musik und wir fingen an. Ich erzählte ihm von der Idee, die ich für dieses Projekt hatte, und er hat es gleich verstanden. Es hat einfach klick gemacht. Das war so aufregend, weil ich überhaupt nicht damit gerechnet hatte.
„Das Tolle ist, man weiß einfach nicht, wann diese Chemie entsteht, wie sie die Stimmung verändert und einfach etwas in einem entfesselt.“
Plötzlich wird man auf eine ganz neue Art und Weise inspiriert. So habe ich gelernt, dass es wichtig ist, offen für Neues zu sein, weil … wäre ich meinem ersten Impuls gefolgt und hätte es nicht gemacht, dann hätte ich diese Bekanntschaft verpasst, auf der ich jetzt etwas Spannendes aufbaue. Ich versuche also, neue Dinge auszuprobieren, auch wenn ich mich unwohl fühle, weil ich nicht weiß, wohin mich das führt.
Bist du schon über soziale Medien mit musikalischen Partnern in Kontakt gekommen?
KATE: Oh, ich habe mit Watsky, einem Rapper zusammengearbeitet, weil er mich angetwittert hat … Ich war in Europa auf Tour und kriegte einen Haufen Tweets, weil so viele Follower hat. Und er tweetete so was wie: „Jemand sollte Kate Nash sagen, dass sie einen Song mit mir machen soll.“ Und alle schrieben: „Kate Nash, mach einen Song mit Watsky.“ Ich dachte bloß: „Wer ist Watsky? Was ist hier los?“ Dann sahen wir ihn uns an, ich schaute einen Haufen Videos von ihm und dachte, „Dieser Typ ist echt clever, echt witzig. Das ist echt cool.“ Also antwortete ich einfach: „Ich bin dabei.“ Er schickte mir Musik per E-Mail, ich nahm in London den Gesang auf und schickte ihn zurück. Wir sind uns bis zum Videodreh nie begegnet. Ich musste wegen irgendwas nach L.A. und er fragte, „Willst du bei einem Video für den Song mitmachen?“, und ich sagte, „Klar.“ Das war also eine … ziemlich internetmäßige Art, etwas zu machen, aber es hat echt Spaß gemacht.
Wie war das alles möglich, ohne dass ihr euch getroffen habt?
KATE: Tja, ich war auf Twitter, er schrieb mir und ich habe geantwortet … Dann ging ich in ein Studio und schickte ihm einen Haufen Vocals per E-Mail. Na ja, ich habe sie in einen Dropbox-Ordner gepackt und dann an ihn geschickt. Dann hat er den Dropbox-Ordner geöffnet. (lacht)
Ja, also ich habe den Gesang einfach in einen Dropbox-Ordner gepackt und zack, fertig. Da hatte er sie schon. Dann konnte er sie in einem Song verwenden und so machten wir zusammen einen Song, ohne uns überhaupt zu sehen … Ich stand auch unter Zeitdruck, weil ich auf Tour war. Darum hatte ich nur einen Tag in London. Ich ging ins Studio und nahm die Vocals an einem Tag auf und versendete sie per Dropbox, und das war es auch schon … Ich verschickte eine Menge Vocals, viele Harmonien und viele Ideen … Das ist nämlich das Ding, wenn er nicht dabei ist. Ich wusste nicht genau, was er will, also schickte ich ihm eine Menge Vocals und er konnte damit machen, was er wollte. Ich sagte: „Mach damit, was du willst. Ich mache ein paar extra, dann kannst du sie bearbeiten.“
Gibt es bestimmte Songs, aus diesen Kollaborationen, auf die wir uns freuen können?
KATE: Ja, ich bringe dieses Jahr neue Musik raus. Ich glaube, vor allem habe ich mich auf Gesang und Produktion und Logic konzentriert. Ich habe gelernt, mit Logic zu arbeiten, und dann habe ich die richtigen Mitwirkenden gesucht. Ich nenne sie Übersetzer. Ich glaube, man muss jemanden finden, der die eigenen Vibes oder die eigene Stimmung in Songform übersetzen kann. Also ich würde sagen, seid gespannt auf „Agenda“. Diesen Song spiele ich live und es gibt auch ein Musikvideo dazu. Ich habe ihn zusammen mit Frederick Tow gemacht
Mehr über Kate Nash und ihre Tourdaten erfahren Sie auf katenash.com. Wenn Sie wissen möchten, wie Dropbox Sie bei der Zusammenarbeit an kreativen Projekten unterstützen kann, werfen Sie einen Blick auf Dropbox Paper.