Die Mütter, die Frauen zurück ins Filmgeschäft bringen
Das Problem des Geschlechterungleichgewichts und der mangelnden Vielfalt am Arbeitsplatz betrifft beinahe jede Branche. In der Filmwelt ist das nicht anders.
Genau aus diesem Grund sind wir stolz, Ihnen die Geschichte von Raising Films zu erzählen – einer Kampagne, die ein Problem anspricht, das gemäß der Mitbegründerin Hope Dickson Leach der harten Realität entspricht. „Es gibt einfach nicht genügend Frauen in der Film- und Fernsehbranche.“
Dieses Argument belegen zahlreiche Statistiken weltweit. Forschungen der San Diego State University haben ergeben, dass im vergangenen Jahr lediglich 17 % der Autoren, Regisseure, Produzenten, Redakteure und Kameraleute der 250 umsatzstärksten Filme in den USA Frauen waren. Zur gleichen Zeit hat der Directors UK Bericht herausgefunden, dass in 10 Jahren Filmgeschichte in Großbritannien nur 13,6 % der Regisseure weiblich waren.
Hope meint, dass dieses Problem noch weitaus tiefgreifender ist. Sie ist der Meinung, dass es dem Publikum eine große Bandbreite an Talenten vorenthält. „Es ist so schon schwer, einen Fuß in die Tür zu bekommen, aber stellen Sie sich vor, wie schwer es erst ist, wenn Sie gleichzeitig noch eine Familie versorgen müssen.“
Wir sind Hope das erste Mal begegnet, als sie auf der TIFF als Dropbox Discovery Award Finalistin mit ihrem beeindruckenden Portrait einer trauernden Familie in The Levelling ausgezeichnet wurde. Jetzt beschreibt die Drehbuchautorin, Regisseurin und Mutter ihr eigenes Dilemma: „Im vergangenen Jahr war ich eifersüchtig und frustriert, weil ich nicht selbst an dieser Bewegung der Low-Budget Filme teilhaben konnte. Schließlich habe ich eine Familie und kann nicht einfach an einem Budget-Film arbeiten und sechs Monate auf der Couch von jemandem schlafen, ohne mir Gedanken um die Miete machen zu müssen.“
Hope erzählt weiter: „Meine Erkenntnis dieser trostlosen Situation führte zu einer Konversation und einem Aufruf über die sozialen Medien für Menschen, die etwas an dieser Situation ändern möchten. Als unerfahrene Gruppe haben wir zunächst eine Umfrage durchgeführt – die erste ihrer Art – in der beinahe 8 von 10 Befragten (beider Geschlechter) angegeben haben, dass Elternschaft und Pflege negative Auswirkungen auf unsere Karriere in Film und Fernsehen haben.“
Diese Erkenntnis hat uns, eine Gruppe von sechs motivierten Frauen, dazu bewegt, Raising Films zu gründen. Eine Kampagne, die einheitliche Wettbewerbsbedingungen für Frauen und Familien in der Filmbranche schaffen möchte.
Eine weitere Mitbegründerin, Jessica Levick, ist freiberufliche Produzentin und Mutter einer einjährigen Tochter. Sie erzählt: „Ich muss gerade lernen, Familienleben und Arbeit miteinander zu vereinen – und das ist schwerer als gedacht. Mein Leben als Produzentin macht nicht einfach für den Mutterschutz Pause. Daher musste ich für Sundance Screenings meines aktuellen Kurzfilms organisieren, während meine damals 4 Monate alte Tochter entweder schlafend oder stillend auf meinem Schoß saß. Kürzlich habe ich mitten in der Nacht, genau in der halben Stunde, in der meine Tochter schlief, einen Koproduktionsvertrag abgewickelt!“
Raising Films hat eine Reihe von Prioritäten ermittelt: Steuerentlastung für Kinderbetreuung, mehr Verfügbarkeiten von flexiblen und Teilzeitbeschäftigungen, Möglichkeiten für Job-Sharing, kürzere Filmtage und Betreuung am Set. Schon jetzt sind sie auf dem richtigen Weg: Vor kurzem konnten sie ihre Partnerschaft mit The Cinema and Television Benevolent Fund bekannt geben und so einen „Family Support Fund“ ins Leben rufen.
„Wenn wir nur einer einzelnen Person dabei helfen können, einen Job anzunehmen, den sie sonst aufgrund von Betreuungskosten für Kinder oder Senioren nicht annehmen könnte, dann ist das ein riesiger Erfolg für uns“, erzählt Jessica. „Die Tatsache, dass wir innerhalb von zwei Wochen seit Lancierung des Fonds bereits sechs Personen Unterstützung anbieten konnten, ist einfach unglaublich und beweist wie notwendig unsere Kampagne ist.“
Da die sechs Frauen an verschiedenen Orten in Großbritannien leben, war es zunächst schwierig, Zeit für die Zusammenarbeit zu finden. „Ohne Technologie, die es uns ermöglichte, von Zuhause aus und innerhalb unseres selbst gewählten Zeitrahmens zu kommunizieren, hätten wir all dies nicht erreichen können“, erklärt uns Hope. „Für die direkte Kommunikation nutzen wir E-Mail und Skype, aber Dropbox stellt einen wesentlichen Teil unseres Organisationsapparats dar, über den unsere Arbeit stets aktuell und an einem Ort gespeichert ist. So haben wir ein virtuelles Büro und einen Ort, an dem wir, egal von wo aus, zusammen daran arbeiten können, unsere Kampagne weiter voran zu treiben. “
In der Filmbranche geht es schließlich um Teamwork und Zusammenarbeit.
Sophie Mayer, ein drittes Mitglied von Raising Films und feministische Filmwissenschaftlerin, Kritikerin und Kuratorin, sagt: „Wir definieren Zusammenarbeit als Teamwork und nutzen die Stärken der anderen, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen und uns gegenseitig anzuspornen. Es ist ein wenig wie beim Staffellauf: Wir unterstützen uns gegenseitig und reichen den Stab an die jeweils nächste weiter. Es geht nicht darum, wer welche Idee hatte, sondern darum wohin uns diese Ideen führen werden – und bei Raising Films geht es speziell darum, was wir für unsere Zeitgenossen und alle, die nach uns kommen werden, ändern können.“
Weitere interessante Informationen zu Raising Films können Sie auf ihrer Website www.raisingfilms.com finden.