Experten-Tipps: Digitale Transformation im Baugewerbe
„Da sich mehr als zwei Drittel unserer Belegschaft auf der Baustelle aufhalten, müssen wir für einen reibungslosen Datenfluss zwischen wichtigen Anwendungen in der Cloud sorgen, um unsere Produktivität vor Ort zu erhöhen.“ – John Bromilow, Group Technology Director, ISG
Dieses Thema beschäftigt nicht nur das Baugewerbe: Zum richtigen Zeitpunkt auf die richtigen Daten zugreifen zu können, ist für alle Branchen wichtig und damit letztendlich weltweit die treibende Kraft hinter allen Initiativen zur digitalen Transformation. Doch nirgendwo ist diese Herausforderung präsenter als im Baugewerbe. Bei einer derart mobilen Mitarbeiterschaft, einer hochgradig komplexen Versorgungskette und einer großen Anzahl auf Baustellen tätiger Arbeitskräfte ist es ein ziemlich ambitioniertes Unterfangen, die traditionelle Arbeitsweise des Gewerbes in den digitalen Bereich zu verlagern.
Wir haben mit John Bromilow, Group Technology Director von ISG, gesprochen, um zu erfahren, wie ein weltweit tätiges Bauunternehmen mit diesem Problem umgeht und mit digitaler Transformation in die Zukunft geht.
„Der erste Schritt auf jeder Reise zur digitalen Transformation muss Konsolidierung sein“, erklärt uns Bromilow. „Es bedarf Zeit, Planung und ausgiebiger Gespräche mit allen Beteiligten, die ein berechtigtes Interesse an ihren bisher verwendeten Modellen und Plattformen haben. Wenn Sie bei diesen ersten Schritten schon stolpern, werden Sie sich schwertun, etwas zu schaffen, das der gesamten Organisation zugutekommt.“
Ohne Konsolidierung können keine Daten extrahiert, bearbeitet und in verwendbarem Format auf andere Plattformen übertragen werden. „Wir benutzen zahlreiche völlig unterschiedliche Systeme in den Bereichen Planung, Terminierung, Baustellenautomatisierung, BIM-Design und 3D-Modellierung für sämtliche Sektoren und Regionen“, erläutert Bromilow. „Es gibt sicherlich spannendere und scheinbar bedeutsamere Aufgaben, aber wir müssen unsere Arbeitsabläufe zunächst vereinheitlichen, damit die Leute auf den Baustellen effizient und plattformübergreifend arbeiten können.“
Folglich muss eine integrierte Plattform her, die diese Anwendungen miteinander verbindet und den Datenfluss erleichtert. „Dabei kommt es uns vor allem darauf an, dass wir die Daten nur einmal ins System einpflegen müssen“, betont Bromilow. „Die Projekt-ID ist unsere zentrale Kennung, mit der wir alles miteinander verbinden, und im Moment kann sie tausendfach eingegeben werden. Wir bewegen uns jetzt in eine Welt, in der diese ID die einzige Konstante darstellt, während sich ein Projekt von der Idee über den Entwurf zur eigentlichen Konstruktion und schließlich zur Übergabe entwickelt. Damit können wir schließlich sicherstellen, dass wir sämtliche für die jeweiligen Projekte relevanten Informationen immer und in gleicher Weise zur Verfügung haben.“
Es ist ein gewagtes Vorhaben, insbesondere in einem Gewerbe, das sich anfangs eher langsam an digitale Technologien herangewagt hat. „Das liegt in der Natur unserer Arbeit begründet. Vieles ist Maßarbeit, die direkt auf der Baustelle stattfindet“, erklärt uns Bromilow. „Digitale Technologien bilden die Grundlage unserer Planungs- und Verwaltungsabläufe, doch auf den Baustellen steht Technologie traditionell eher im Hintergrund. Dabei wissen wir aus unseren eigenen Tests mit innovativen Systemen und Anwendungen, dass die richtige Technologie unseren Kollegen auf der Baustelle den Arbeitsalltag enorm erleichtern kann.
Die besten Projektmanager sind jene, die Probleme lösen und in der Lage sind, mit Materialfragen, Lieferanten und anderen Angelegenheiten gleichzeitig umzugehen“, fährt Bromilow fort. „Unser Erfolg als Unternehmen hängt maßgeblich von der Fähigkeit der Projektmanager ab, den unterschiedlichsten Anforderungen gerecht zu werden und mit der nötigen Flexibilität und Dynamik zu arbeiten. Der Einsatz digitaler Lösungen und Technologie macht unsere Abläufe effizienter, was letztendlich auch unseren Kunden zugutekommt.“
Bromilows Aufgabenbereich deckt eine enorme Bandbreite von Tätigkeiten betrieblicher und technischer Natur ab – von IT und Ausrüstung bis hin zu Innovation und Änderungsmanagement. Dies gibt ihm einen einzigartigen Überblick. Wir haben Bromilow gefragt, welchen Rat er anderen Bauunternehmen geben kann, die den digitalen Weg einschlagen möchten. Er hat uns seine Vision für ISG erläutert:
1. Rationalisierung
Konsolidierung ist der langwierigste Teil der Transformation und benötigt viel Planung. Bromilow sagt dazu: „Die Kultur und der Aufbau jeder Organisation sorgen immer für jede Menge Herausforderungen. Sie müssen einen Weg finden, der für das gesamte Unternehmen begehbar ist und der den gesamten Bauprojektverlauf verbessert. Es wird eine Weile dauern, aber Schritt für Schritt werden Sie merken, dass es vorwärtsgeht.“
2. Sinnvolle Integration
„Finden Sie Microservices, API-Integrationen, und verknüpfen Sie Ihre Anwendungen miteinander“, rät Bromilow. „Es ist eine große Herausforderung, die einzelnen Prozesse perfekt aufeinander abzustimmen, doch das Potenzial für Wertsteigerung, effizientere Arbeitsabläufe und höhere Gewinnspannen ist gewaltig.“ Das australische Bauunternehmen Built hat mit Dropbox Business bereits Plattformen miteinander verbunden und so seine Reaktionszeit auf Ausschreibungen enorm verkürzt sowie die Verwaltungsübersicht verbessert.
3. Coaching und Kultur
„Interne Kommunikation ist entscheidend für den Erfolg jedes Projekts“, so Bromilow. „Wenn man die Vorteile der Technologie, die man einführen will, nicht gegenüber jenen rechtfertigen kann, die sie später verwenden sollen, wird sie niemals richtig Fuß fassen.“ Es ist wichtig, Nutzern die Technologie nahezubringen, damit sie sie in vollem Umfang nutzen können. So können Sie die notwendigen Veränderungen und Verbesserungen erfolgreich durchsetzen.
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