Tipps & Tricks — 28 Februar 2018

Introvertiertes Arbeiten: So entfalten Sie Ihre Kreativität im stillen Kämmerlein

Kameradschaftsgeist. An einem Strang ziehen. Gegenseitige Absprachen. Im Allgemeinen wird Teamarbeit als Schlüssel zum Erfolg gepriesen. Wenn es allerdings um kreative Ideen geht, können zu viele Köche mit ihren Einfällen auch schnell den Brei verderben und den kreativen Fluss eher stören als begünstigen.

Laut Paul Paulus, einem Psychologie-Professor an der University of Texas, ist die perfekte Ideenfindung in der Gruppe nur unter ganz bestimmten Umständen möglich. In Gruppen neigen viele Mitglieder aufgrund ihres individuellen Charakters dazu, ihre Idee für sich zu behalten. Um zu verhindern, dass gute Vorschläge in Gruppendiskussionen untergehen, hat sich Paulus näher mit „Brainwriting“[1] auseinandergesetzt – dabei handelt es sich um eine Kreativitätstechnik speziell für die Arbeit in Gruppen, bei der die Teilnehmer ihre kreativen Ergüsse in schriftlicher Form miteinander teilen. Sein Fazit: Schriftliche Zusammenarbeit ist weitaus effektiver als ein direkter verbaler Austausch, da die einzelnen Mitglieder der Gruppe gezielt auf jede Idee eingehen können und ihre Gedankengänge nicht von den Kommentaren der anderen Teilnehmer beeinflusst werden.

Doch wo genau besteht der Zusammenhang zwischen Introvertiertheit und bahnbrechenden Ideen? Scott Barry Kaufman und Carolyn Gregoire, das Autorenteam hinter Wired to Create: Unraveling the Mysteries of the Creative Mind, sind der Meinung, dass Einsamkeit unser „Ideennetzwerk“[2] – den Geisteszustand, in dem wir uns befinden, wenn unsere Aufmerksamkeit nicht auf unsere Umgebung gerichtet ist – aktiviert. Dieses Netzwerk hilft uns dabei, Erfahrungen und Geschichten zu verarbeiten, unsere Gedanken und Gefühle einzuordnen und uns zukünftige Ereignisse vorzustellen.

Introvertierte Menschen konzentrieren sich bevorzugt auf die Welt hinter ihrer Stirn und empfinden die Auseinandersetzung mit der Außenwelt meist als äußerst kräftezehrend, sodass sie Einsamkeit benötigen, um sich zu erholen. Den meisten von ihnen ist bewusst, wie positiv sich das Alleinsein auf die Kreativität auswirkt. Aber auch, wenn Sie eher extrovertiert sind und Energie vorwiegend durch Interaktion mit Ihrem Umfeld sammeln – ein Abstecher in die Abgeschiedenheit Ihres Geistes kann Ihre kreativen Abläufe optimieren.

Völlig unabhängig von Ihrem Meyers–Briggs-Persönlichkeitstyp finden Sie hier ein paar Tipps, um sich bei der Arbeit auf eine Idee zu konzentrieren und Ihre Inspiration zu entfesseln:

1. Eine Frage des Ortes

In Quiet: The Power of Introverts in a World That Can’t Stop Talking vertritt die Autorin Susan Cain die Ansicht, dass jeder von uns über den idealen Stimulanzbereich[3] verfügt. Extrovertierte Menschen finden vielleicht in einem belebten Café die perfekte Umgebung, um auf ihren unterbewussten Ideenfundus zuzugreifen, während introvertierte Menschen ruhige, zurückgezogene Orte bevorzugen.

Leider handelt es sich bei den meisten modernen Arbeitsplätzen um Großraumbüros, in denen Kommunikation und Interaktion zwischen den Kollegen gefördert werden sollen. Das ist natürlich das exakte Gegenteil der Ruhe und Abgeschiedenheit, die wir zur Förderung der Kreativität suchen. Allerdings musste der Ruf des Großraumbüros in letzter Zeit einige Rückschläge einstecken und manche Unternehmen denken bereits über Alternativen mit Rückzugsmöglichkeiten nach. (Cain hat selbst eine Serie von „ruhigen Orten“[4] in Zusammenarbeit mit dem Design-Unternehmen Steelhouse erschaffen.)

Sollte Ihr Arbeitsplatz in dieser Hinsicht eher konservativ sein, können Sie Ihren eigenen Rückzugsort zum Denken erschaffen. Umgeben Sie sich mit Raumteilern oder Grünpflanzen, um optische Reizeinwirkungen von außen zu minimieren. Kopfhörer wirken Wunder beim Schutz gegen akustische Störungen und teilen zudem Ihren Kollegen auf höfliche und direkte Weise mit, dass Sie gerade nicht ansprechbar sind. Aber vergessen Sie nicht, Ihre Kollegen über die Gründe für Ihre Maßnahmen zu informieren. Immerhin wollen Sie sie nicht meiden oder gar ausschließen, sondern lediglich ein wenig zur Ruhe kommen, um sich selbst wieder denken zu hören.

2. Bringen Sie Ordnung in Ihre Meetings

Seit der Einführung von „Brainstorming“ durch Geschäftsguru Alex Osborn in den späten 1940er Jahren schwören Unternehmen auf diese Form der Kreativität durch Gruppendynamik, an der jeder teilhaben kann. Forschungsergebnisse deuten jedoch an, dass Individuen mehr und vor allem bessere Ideen[5] haben, wenn sie für sich allein darüber nachdenken können, statt unter dem Leistungs- und Zeitdruck in der Gruppe kreativ sein zu müssen.

Einige Unternehmen wenden stattdessen eine Technik an, die der Privatdozent Loran Nordgren der Kellogg School of Management das „private Sammeln von Daten“[6] nennt: Jeder entwickelt seine eigenen Ideen, die anschließend in der Gruppe auf ihre Vor- und Nachteile diskutiert werden. Selbst wenn an Ihrem Arbeitsplatz noch das klassische Brainstorming angesagt ist, können Sie dem ganz einfach entgegenwirken: Besorgen Sie sich die Tagesordnung des Meetings und machen Sie sich bereits im Vorfeld im stillen Kämmerlein Ihre Gedanken dazu.

Für introvertierte Menschen können endlose Meetings in großen Gruppen sehr erschöpfend sein, vor allem in Bezug auf ihre Kreativität, daher sollten sie auf weniger anstrengenden Alternativen bestehen: kürzere Meetings, kleinere Gruppen, Einzelgespräche, Besprechungen im Stehen oder gar die vollständige Abschaffung eines regelmäßigen Meetings. (Das werden selbst die extrovertierten Kollegen zu schätzen wissen.)

Was die allgegenwärtigen Aktivitäten nach Feierabend angeht, hat Morra Aarons-Mele, Autorin von Hiding in the Bathroom: An Introvert’s Roadmap to Getting Out There, einen einfachen Tipp: Konzentrieren Sie sich allein auf den Grund Ihrer Anwesenheit. Das ist der Schlüssel zur Schaffung eines strategischen Netzwerks[7]. „Wenn Sie keinen Vorteil aus dieser Aktivität schöpfen können und das Gefühl haben, Ihre wertvolle Zeit zu verschwenden, gehen Sie.“

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3. Bestimmen Sie Ihre Technologie selbst

Immer erreichbar und nie in Ruhe gelassen: In Zeiten von sozialen Netzwerken, Nachrichten-Apps und Mobiltelefonen mögen einige extrovertierte Menschen vielleicht aufblühen, doch für die introvertierten Menschen ist es die reinste Qual. Denn hinter jeder Textnachricht lauert bereits die nächste Person, die sie aus ihrer erholsamen Isolation herausreißen will.

Das Paradoxe daran: Technologie kann der Konzentration auf sich selbst sogar förderlich sein[8]. Statt spontan zum Hörer zu greifen und den Gesprächspartner anzurufen bevorzugt man heutzutage eher die Kommunikation per E-Mail, um sich seine Worte zurechtzulegen und Antworten genau zu überdenken. Soziale Medien und Websites wie LinkedIn ermöglichen Austausch und Kennenlernen, ohne tatsächlich Networking-Events besuchen zu müssen. Selbst kreative Zusammenarbeit kann auf der virtuellen Ebene stattfinden. Der Vorteil: Hier muss niemand brüllen, um Gehör zu finden.

Vergessen Sie nicht, dass die Technologie nur ein Werkzeug ist, das Sie auch beiseitelegen können. Lassen Sie Ihren Alltag nicht durch Ihre Geräte bestimmen. Sie entscheiden, wann und wie Sie für Nachrichten empfänglich sein wollen. Nützliche Hilfsmittel sind Voicemail, Ihr E-Mail-Postfach und Nachrichten-Apps, um Ablenkungen zu minimieren. Legen Sie im Vorfeld fest, zu welchen Zeitpunkten Sie Ihre Geräte auf Kontaktanfragen und Nachrichten kontrollieren, und halten Sie sich daran. Schalten Sie sie aus, wenn Sie sich erholen möchten.

 

4. Entfesseln Sie Ihr Unterbewusstsein

Ist Ihnen schon aufgefallen, dass Sie die besten Einfälle meistens unter Dusche haben oder wenn Sie auf den Zug warten? Wenn wir gerade nicht mit kreativen Herausforderungen konfrontiert sind, uns also nicht bewusst damit auseinandersetzen, schaltet sich unser Vorstellungsnetzwerk ein und stellt Verbindungen und Ideen her. Auch der Psychologe Carl Jung erkannte in seinen frühen Studien der Introversion die Kraft der unbewussten Gedanken[9], um „das Innerste nach außen zu bringen, wie keine andere Kraft es vermag.“

Nutzen Sie Augenblicke der Ruhe und spannen Sie Ihr Unterbewusstsein zur Ideenfindung ein. Wenn man der Forschung glauben darf, sind einfache Ablenkungen besser für kreative Inspiration[10] als ein kahler Raum und ein leeres Blatt Papier (oder Bildschirm). Versuchen Sie, mit einfachen Aktivitäten wie z. B. Malen, Stricken, Spazierengehen oder Spülen Ihren Verstand vom aktuellen Problem abzulenken und Ihr Unterbewusstsein ans Steuer zu lassen.

Mit der Zeit wird es Ihnen immer leichter fallen, zwischen konzentrierten Denkansätzen und unbewusster Ideenfindung hin- und herzuschalten. Steuern Sie bewusst Momente erholsamer Einsamkeit und Interaktionen mit der Umwelt, um alles aus Ihrer Kreativität herauszuholen. So können Sie als Teil des Teams am meisten zum aktuellen Fokus beisteuern.

 

1. http://www.uta.edu/cos/paulus/pub/IdeaGeneration.pdf

2. https://greatergood.berkeley.edu/article/item/ten_habits_of_highly_creative_people

3. https://www.ted.com/talks/susan_cain_the_power_of_introverts/transcript

4. https://www.washingtonpost.com/news/on-leadership/wp/2014/06/04/office-design-for-introverts-by-an-introvert/?utm_term=.ac4fbfd30358

5. https://www.newyorker.com/magazine/2012/01/30/groupthink

6. http://www.chicagotribune.com/bluesky/originals/chi-loran-nordgren-northwestern-candor-bsi-20150114-story.html

7. https://www.forbes.com/sites/kevinkruse/2018/01/03/introverts-hermits-and-the-shy-heres-your-map-to-success/#6711b82cc6a2

8. https://www.theatlantic.com/technology/archive/2011/07/4-ways-technology-can-enable-your-inner-introvert/242469/

9. http://www.cgjungpage.org/learn/articles/analytical-psychology/819-in-the-beginning-jung-and-freud-on-introversion

10. http://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0956797612446024

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