Tipps & Tricks — 2 September 2018

Technologie und kulturelles Design: warum ein ethnografischer Ansatz sinnvoll ist

„Leider wird oft viel Geld in brandaktuelle Technologie gesteckt, die jedoch in der konkreten Anwendung völlig ungeeignet ist und den Mitarbeitern häufig aufgezwungen wird. Diese finden dann Wege, um die neuen Tools zu umgehen, weil sie sie einfach nicht benutzen wollen.“ – Felicity Heathcote-Màrcz, Senior Consultant – Cyborg Ethnography and Intelligent Mobilities, Atkins

Die Ethnografie ist eigentlich ein Begriff aus der Anthropologie und betrifft die Erforschung antiker Zivilisationen – daher mag sie auf den ersten Blick als ungewöhnlicher Analyseansatz in Bezug auf die technischen Bedürfnisse Ihrer Mitarbeiter erscheinen. Dennoch können Sie von einem Ethnografen viel über die Lebenswelt Ihrer Angestellten erfahren und die Unternehmenskultur dadurch verbessern. Um mehr über diesen neuen, spannenden Bereich zu erfahren, haben wir mit Felicity Heathcote-Màrcz, Senior Consultant bei Atkins, gesprochen.

Heathcote-Màrcz ist Cyborg-Ethnografin. Das klingt etwas ungewöhnlich, die damit verbundene Position sollte es aber vielleicht immer geben, wenn neue Technologien eingeführt werden, es zu digitalen Veränderungen kommt oder sich die Unternehmenskultur wandelt. Wieso? Weil Cyborg-Ethnografen auf die umfassende Erforschung vom Verhältnis zwischen Technologie und Mensch spezialisiert sind. „Ich habe früher im Finanzsektor mit großen Banken zusammengearbeitet“, erzählt uns Heathcote-Màrcz. „Zwei Jahre lang habe ich eine weltweit agierende Bank analysiert und die technischen Funktionen und Teams erforscht. Vor allem war ich in einer strategischen Niederlassung in Großbritannien tätig, habe mich aber auch mit globalen Technologie-Schnittstellen beschäftigt. Dabei habe ich mich stets mit technischen Teams sowie der Personalabteilung beraten, bevor ich ausführliche Berichte zu Problemlösungen und Optimierungsmöglichkeiten von technologischen Investitionen vorgestellt habe.“

Die unkoordinierte Implementierung von immer neueren digitalen Technologien führt dazu, dass Unternehmen in einem ständigen Wandel feststecken und dabei drohen, den Überblick zu verlieren. Das wiederum kann zur Folge haben, dass die Mitarbeiter, die die Tools ja letztendlich benutzen müssen, bei der Auswahl und Entscheidungsfindung komplett außen vor gelassen werden. „Neue Technologien faszinieren mich“, erklärt Heathcote-Màrcz. „Wenn man sie richtig einsetzt, können neue Systeme ein Unternehmen positiv beeinflussen und nachhaltige Veränderungen schaffen. Doch leider geht man in der Chefetage zu oft davon aus, dass die Technologie selbst die positiven Veränderungen schafft. Die Mitarbeiter werden oft nicht korrekt oder gar nicht geschult und können die neuen Systeme nicht richtig anwenden.“

Vor kurzem kam in einem Gespräch mit Melissa Sabella, CEO von The Honeycomb Works, eben jener Punkt zur Sprache. Sabella beschrieb, dass in Unternehmen „… oft große Veränderungen vorgenommen werden, ohne den Mitarbeitern genug Zeit zu geben, diese anzunehmen und effektiv umzusetzen. Das Ergebnis sind dann häufig sehr unzufriedene Teams, die nicht mehr so produktiv arbeiten können wie bisher.“ Führungskräfte sollten also ihre Teams frühzeitig in Technologie-Projekte einbinden. Wenn die Mitarbeiter mit der neuen Technologie allein gelassen werden, kann das dem Unternehmen massiv schaden: Ohne Schulungen könnten sie nämlich versuchen, die Arbeit mit der neuen Technologie zu umgehen und sie einfach nicht anwenden. Oder schlimmer noch: Stellen Sie sich vor, ein neues Systems wird eingeführt, ohne dass die Entscheidungsträger im Vorfeld mit den Teams darüber gesprochen hätten, welche Tools diese eigentlich brauchen und was ihnen bei der Arbeit helfen würde.

„Meiner Ansicht nach schafft die Ethnografie es, dass ein Außenstehender dem Unternehmen einen Spiegel vorhält und aufzeigt, wie die interne Unternehmenskultur wirklich ist“, sagt Heathcote-Màrcz. „Das allein kann für einige Unternehmen existenziell sein. Herauszufinden, wie die Dinge eigentlich laufen, wie die neuen Technologien angewandt werden oder welche Sprachen die einzelnen Teams untereinander entwickelt haben, kann Erkenntnisse zu schnellen Erfolgen und langfristigen Entwicklungsplänen für das Unternehmen bringen.“

Es gehört zu Heathcote-Màrcz‘ Job, einen Großteil ihrer Zeit mit den Arbeitsabläufen von Unternehmen zu verbringen und alle Aspekte des Arbeitsalltags und des Unternehmens zu beobachten. „Ethnografen beobachten, führen Interviews, sind Beifahrer, betrachten Normen wie Kleiderordnungen und sehen einfach zu, ohne sich selbst einzumischen“, erklärt Heathcote-Màrcz. „Die Kultur im Unternehmen ist wie ein Fisch im Wasser: Wenn man dem Fisch sagt, er solle das Wasser beschreiben, kann er es nicht – er lebt schließlich darin. Unsere Aufgabe ist es also, die Unternehmenskultur ausfindig zu machen und darüber zu berichten.“

„Leider entdecken wir dabei immer wieder vieles, was mehr Kosten verursacht, als es eigentlich wert ist“, fährt Heathcote-Màrcz fort. „Kostspielige Investitionen in Technologien, die gerade im Trend liegen, sind oft vergebens, wenn sie in der konkreten Anwendung völlig ungeeignet ist. Diese Technologien werden den Mitarbeitern häufig aufgezwungen und sie finden Wege, sie zu umgehen, weil sie sie einfach nicht benutzen wollen, weil sie ihre Arbeit sogar noch erschweren, statt ihnen zu helfen. Das wirkt sich letztendlich negativ auf Effizienz und Unternehmenserfolge aus.“

Wie sollten Sie also den Einsatz neuer Technologien handhaben? Wie können Sie sichergehen, dass Sie nicht nur die richtige Technologie für das Unternehmen, sondern auch für Ihr Team finden? Und wie bringen Sie Ihre Mitarbeiter dazu, diese Technologie auch dauerhaft anzuwenden? Neue Technologien sind für Unternehmen unumgänglich, also haben wir Heathcote-Màrcz nach Tipps gefragt, die die Weiterentwicklung und das Wachstum von Unternehmen gewährleisten:

1. Machen Sie sich klar, wo genau Ihr Unternehmen steht

„Sie müssen wissen, wie Technologie innerhalb der Organisation zurzeit verwendet wird“, sagt Heathcote-Màrcz. „Nur wenn Sie wirklich verstehen, wie Ihre Mitarbeiter mit den vorhandenen Systemen arbeiten, können Sie die richtigen Entscheidungen treffen. Es ist ein Irrglauben, dass alles in Ordnung ist, nur weil sich niemand Ihnen gegenüber beschwert.“

2. Erkennen Sie die verschiedenen Kulturen im Unternehmen

„Es gibt die vorherrschende Unternehmenskultur, die von der Spitze der internen Hierarchie aufgezeigt wird, doch das ist bei Weitem nicht die einzige“, verrät Heathcote-Màrcz. „Jedes Team hat seine eigene Kultur, jedes Außenbüro sein eigenes Ethos und Einzelpersonen haben ihre individuell bevorzugten Arbeitsweisen. Wenn Sie neue Technologien einführen möchten, müssen Sie all diese Kulturen miteinbeziehen. Nur so können Sie eine Auswahl treffen mit der letztendlich Ihre Mitarbeiter zufrieden sind.“

3. Setzen Sie Ziele, die für alle verständlich sind

„Entscheidend sind die Ziele, die Sie für das Unternehmen setzen“, erklärt Heathcote-Màrcz. „Geben Sie dem Team etwas, hinter dem die Mitarbeiter stehen können, einen Strang, an dem sie alle gemeinsam ziehen können. Benutzen Sie dies als Ausgangspunkt und erklären Sie, welche Rolle Technologie spielt, um dieses Ziel gemeinsam zu erreichen. So schaffen Sie es, dass Ihre Mitarbeiter die neuen Systeme auch anwenden wollen und sie nicht falsch nutzen.“

Laut Heathcote-Màrcz war es noch nie wichtiger für Unternehmen, ihre Mitarbeiter zu verstehen und auf sie zugeschnittene Lösungen zu entwickeln. „Durch die Zusammenarbeit mit einem Cyborg-Ethnografen können Sie viele soziale und technologische Informationen sammeln und so jene Bereiche Ihres Unternehmens beleuchten, derer Sie sich nicht bewusst waren. Mithilfe dieses Feedbacks können Sie konkretere Lösungsvorschläge finden, die Ihnen helfen, das Unternehmen ohne finanzielle Verluste durch die schwierige Zeit von Veränderung und Transformation zu bringen.“

Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, wie Cyborg-Ethnografie bei technologischen und kulturellen Veränderungen in Ihrem Unternehmen helfen kann, können Sie Felicity Heathcote-Màrcz unter dieser E-Mail-Adresse erreichen: felicity.heathcote-marcz@atkinsglobal.com

Weitere Tipps, wie Sie die Arbeitskultur Ihres Unternehmens verbessern können, finden Sie hier. Sollten Sie auf der Suche nach Ratschlägen für das Wachstum Ihres Unternehmens sein, schauen Sie sich doch einmal in unserem Blog um.

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