Wie das Opernfestival Garsington Opera und das Philharmonia Orchestra dank kreativer Zusammenarbeit heute schon Bühnenkunst von morgen zelebrieren
„Es ist einfach praktisch, alles für alle Beteiligten ganz offen und zentral in Dropbox zu hosten, sodass die Inhalte genau dann verfügbar sind, wenn unsere Mitarbeiter sie tatsächlich brauchen. Das hat unsere Arbeitsweise als Team verändert und auch die Geschwindigkeit, mit der wir unsere kreativen Prozesse durchlaufen.“ Tim Woodall, Marketing Director des Philharmonia Orchestra
Wenn Menschen unterschiedlicher Organisationen oder sogar unterschiedlicher Branchen aufeinandertreffen, kann Großes geschaffen werden. Die Botschaft auf dem Inspirefest in diesem Jahr war klar und deutlich: Für maximale Inspiration beim kreativen Prozess braucht man Leute mit unterschiedlichen Talenten, die zusammen auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.
Der Artistic Director von Garsington Opera, Douglas Boyd, hatte bereits einige Erfahrung mit kreativer Zusammenarbeit gesammelt, daher haben wir die Resultate dieses gemeinsamen Projektes mit Spannung erwartet. Im vergangenen Jahr um diese Zeit herum hat er uns seine Vision der „Oper für das Volk“ vorgestellt. Er berichtete, dass das Festival die Aufführungen von 2016 kostenlos zehntausenden Online-Zuschauern zugänglich gemacht hat, indem sie einfach einen Link in der Cloud veröffentlicht haben.
Ein Jahr später übergeben wir das Wort an Johnny Langridge, Director of Development & Communications bei Garsington Opera, und Tim Woodall, Marketing Director des Philharmonia Orchestra. Sie haben sich mit uns getroffen, um von ihrer neuen Kooperation zu berichten und uns zu erklären, warum die Partnerschaft dieses weltberühmten Symphonieorchesters mit einem der innovativsten Opernfestivals so wichtig ist.
Zusammen haben sie vergangenen Monat Pelléas et Mélisande, eine Oper von Claude Debussy, aufgeführt. Mehr als 4.000 Zuschauer konnten die Aufführung genießen und die Resonanz war einfach unglaublich.
Nach ihrem Erfolgsgeheimnis befragt, antwortete Langridge, dass eine „kreative, aber auch gewinnorientierte Kooperation“ der Schlüssel sei. Er erklärte, dass die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Organisationen heutzutage wichtiger ist denn je „Kreative Zusammenarbeit ist wegweisend für die Zukunft. Wenn wir nicht mit anderen kooperieren und unsere eigene Arbeitsweise und unsere Ideen nie in Frage stellen, geraten wir ins Stocken und entwickeln uns nicht weiter. Die Welt um uns herum wird zunehmend vom Inseldenken bestimmt. Da spielen die darstellenden Künste eine wichtige Rolle, um die Kommunikation mit Menschen außerhalb unseres Aktionsradius anzuregen. Eine Kooperation wie diese kann dazu beitragen.“
Laut Langridge bringen beide Einrichtungen ihre eigenen Erfahrungen, unterschiedliche Ideen und ein anderes Publikum mit. So können sie auch voneinander lernen: „Garsington und das Philharmonia Orchestra sind komplett unterschiedlich organisiert. Das Philharmonia Orchestra tritt regelmäßig in London auf und gibt außerdem auch weltweit Konzerte. Sämtliche Aufführungen von Garsington Opera finden hingegen im Rahmen eines sommerlichen Festivals statt. Es war großartig herauszufinden, was wir alles voneinander lernen können.“
Woodall stimmte dem zu. Er ist der Ansicht, dass es besonders in der Kunst wichtig sei, aus dem Wissen anderer zu schöpfen. „In der Welt der darstellenden Künste ist kreative Zusammenarbeit überlebenswichtig. Viele Organisationen beauftragen Leute auf Grund ihres Fachwissens, um bestimmte Bereiche abzudecken, die sie intern nicht bewältigen. Aber wenn zwei kreative Organisationen eine Partnerschaft eingehen und sich gegenseitig helfen können, dann haben alle etwas davon – das ist nicht nur eine Win win Situation für die Beteiligten, sondern für die gesamte Zukunft der Künste.“
Sich vorzunehmen, über den Tellerrand der eigenen vertrauten Branche hinauszublicken, ist eine Sache – sicherzustellen, dass die Zusammenarbeit produktiv, effizient und unkompliziert ist, ist etwas völlig anderes. Langridge ist davon überzeugt, dass Technologie den Erfolg oder Misserfolg dabei entscheidend beeinflusst: „Technologie spielt eine große Rolle bei der kreativen Zusammenarbeit. Eine Aufführung zu organisieren, ist bereits eine Menge Arbeit – all die vielen Aufgabenbereiche und Mitarbeiter mit verschiedenen Zuständigkeiten, die man managen muss. Kommt dann noch die Zusammenarbeit mit einer völlig anderen Organisation hinzu, hat man eine große Anzahl an Künstlern, von denen jeder einzelne unterschiedliche Bedürfnisse, Wissensstände und Arbeitsweisen mitbringt.“
Nach zweieinhalb Jahren der Planung wurde es Zeit, die viel diskutierten, interessanten Ideen Wirklichkeit werden zu lassen. Um das erfolgreich durchzuführen, mussten beiden Organisationen in der Lage sein, Inhalte einfach miteinander zu teilen. „Wir nutzen Dropbox für unsere eigene Arbeit bei Garsington ständig, um digitalen Content, Videos und Marketingmaterial zu erstellen“, erklärt Langridge. „Wir haben Dropbox von Anfang an verwendet, um Zeitpläne, Budgets, Bilder, Videos, Konzepte und Marketingmaterialien füreinander freizugeben. Das Philharmonia-Team konnte diese Inhalte täglich abrufen und uns Feedback und Ideen auf die gleiche Art mitteilen. Woodall ergänzt: „Es ist einfach praktisch, alles für alle Beteiligten ganz offen und zentral in Dropbox zu hosten, sodass die Inhalte genau dann verfügbar sind, wenn unsere Mitarbeiter sie tatsächlich brauchen. Das hat unsere Arbeitsweise als Team verändert und auch die Geschwindigkeit, mit der wir unsere kreativen Prozesse durchlaufen.“
Das Ergebnis ist eine beeindruckende Inszenierung, die täglich mit tosendem Applaus gefeiert wird, und eine für beide gewinnbringende Partnerschaft, die auch weiterhin bestehen wird und immer stärker wird: „Das Philharmonia Orchestra hat einen großartigen Ruf. Es macht Garsington einem neuen Publikum zugänglich und eröffnet dem Festival neue Arbeitsmethoden. Die Partnerschaft steigert das öffentliche Interesse an Garsington und ermöglicht uns, ambitionierter zu planen“, so Langridge.
Für Woodall und das Philharmonia Orchestra war es wichtig zu lernen, wie man ein Publikum mit einbezieht: „Bei der Oper geht es darum, Menschen zusammenzubringen. Aber das ist heute schwieriger als früher. Indem wir also mit einem Opernfestival wie Garsington zusammenarbeiten und lernen, wie die Leute dort das Publikum für eine Show begeistern, können wir viel aus der Partnerschaft mitnehmen.“
Abschließend haben wir beide befragt, welchen Rat sie Unternehmen geben würden, die noch über eine kreative Zusammenarbeit nachdenken. Woodall sagte, man müsse unvoreingenommen sein: „Man sollte sehr offen sein. Viele kulturelle Einrichtungen sind sehr klein. Deshalb sollten sie Partnerschaften mit größeren Organisationen eingehen und das offene Gespräch suchen. Nicht der eigene Nutzen sollte bei der Zusammenarbeit im Vordergrund stehen, sondern man sollte darüber nachdenken, wie beide Seiten profitieren können.“
Langridge erklärte uns, dass die Basis einer jeden guten Zusammenarbeit gegenseitiges Vertrauen ist: „Man muss ein gemeinsames Ziel erreichen wollen und darauf vertrauen, dass beide Parteien es aus dem gleichen Grund verfolgen. Bei einer kreativen Zusammenarbeit teilen die Beteiligten viele Dateien miteinander, also sollte ein gewisses Vertrauen vorhanden sein. Das ist der Schlüssel für eine fruchtbare Zusammenarbeit.“
Foto: Clive Barda