Zukunftsfähige Online-Lernumgebungen – die französische Business School ESSEC macht es vor
Durch den Ausbruch der Corona-Pandemie wurde die französische Business School ESSEC dazu gezwungen, schnell zu reagieren und alle Kurse zu digitalisieren. Das Ergebnis? Eine agile, offene Online-Lernumgebung, die die Bedürfnisse der Studierenden und Fakultätsmitglieder aktuell und in Zukunft voll erfüllt.
Im Rahmen unseres kürzlich veröffentlichten Forschungsberichts zur Zukunft des Bildungswesens haben wir uns unter anderem mit Adrian Zicari, Professor für Managementkontrolle am ESSEC, unterhalten, um mehr darüber zu erfahren, wie das Projekt konkret umgesetzt wurde – und um einige Ratschläge zu sammeln, wie auch andere dem Vorbild des ESSEC folgen können.
Studierende und Fakultäten proaktiv einbinden
- Mit Kursaktivitäten in Paris, Singapur und Marokko und insgesamt 140 Lehrenden ist das ESSEC eine dynamische, vielfältige Bildungseinrichtung für Studierende aller akademischen Grade.
- Laut Zicari hat die Hochschule bereits in der Vergangenheit mit Online-Lernangeboten experimentiert, richtig motiviert zum Etablieren einer Lernkultur auf Distanz wurde sie allerdings erst durch die Studierenden, die mehr Flexibilität beim Lernen forderten.
- Daraufhin entwickelte das ESSEC einen vollständig im Fernstudium abgehaltenen Kurs zum Thema Nachhaltigkeit, bei dem konkrete, fest geplante Kurszeiten mit ungezwungeneren Veranstaltungen kombiniert wurden. Dank der kontinuierlichen Beurteilung durch die anderen Kursteilnehmer erwarben die Studierenden praxisrelevante Erfahrungen im Managementbereich und erhielten außerdem Unterstützung beim Lernen.
Durch weniger Barrieren werden Studierende erfolgreicher
- Für Zicari war es eine echte Herausforderung, sich an das neue Online-Kursformat anzupassen – allerdings nicht wegen der eingesetzten Technologie. „Ich hatte immer angenommen, dass Online-Lehre bedeutet, Vorlesungen aufzuzeichnen und dann online hochzuladen. Aber was im Hörsaal funktioniert, funktioniert nicht zwangsläufig auch online. Ich musste also erst aus meinen praktischen Erfahrungen lernen.“
- Zicari hatte keine Angst davor, sich durch Änderungen an den neuen Status quo anzupassen. Bisher 40-minütige Vorlesungen wurden rigoros auf 10 Minuten verkürzt und individuelle Lernzeiten durch mehr Gruppenarbeiten ersetzt. Auf der anderen Seite ergeben sich durch das Online-Kursformat aber auch neue Gelegenheiten: Studierende können sich nun virtuell mit Experten unterhalten und kommen so in Kontakt mit deutlich mehr führenden Persönlichkeiten aus der Branche.
- Durch reines Ausprobieren konnte Zicari schon bald sehr positive Ergebnisse erzielen. Nachdem er den richtigen Ansatz gefunden hatte, arbeiteten die Studierenden deutlich intensiver zusammen. Dank moderner Technologie verschwanden die Barrieren zwischen den Studierenden und dank neuer Prozesse konnten sie mehr Materialien nutzen, anstatt sich nur Notizen zu machen und diese dann später auswendig zu lernen.
- Mit diesem zukunftsweisenden Ansatz und dank seiner Experimentierfreudigkeit war das ESSEC gut auf den Ausbruch der Corona-Pandemie vorbereitet. Die Hochschule war sogar in der Lage, alle übrigen Kurse innerhalb von nur zwei Wochen auf Online-Kurse umzustellen.
Softskills fördern und Online-Lösungen einsetzen
Die Erfolgsgeschichte des ESSEC zeigt uns, dass die persönliche Einstellung mindestens so wichtig ist wie die eingesetzte Technologie – sowohl für Bildungseinrichtungen als auch für einzelne Beteiligte.
Damit Studierende und Mitarbeiter erfolgreich sein können, müssen Bildungseinrichtungen Hindernisse aktiv aus dem Weg räumen, anstatt neue aufzubauen. Vielleicht klappt das nicht gleich beim ersten Anlauf, aber wer offen für neue Ideen ist, findet schneller eine passende Lösung und erarbeitet sich optimale Ergebnisse – und kann darüber hinaus auch mit unerwarteten Ereignissen besser umgehen.
Welchen Rat hat Zicari nun angesichts der rasanten Entwicklung für andere Hochschulen zum Thema Schaffung einer zukunftsfähigen Online-Lernumgebung?
- „Nicht alle Studierenden möchten durchgehend online lernen – und auch nicht alle Aktivitäten eignen sich auch dafür“, meint er. „Aufgrund der Bedürfnisse von Studierenden, aber auch Fakultätsmitgliedern werden wir in Zukunft sicherlich häufiger Beispielen für hybride Lernformate begegnen.”
- Zicari ist der Meinung, dass viele Hochschulen in Zukunft einen ähnlichen Ansatz wählen werden. Deshalb sei es heute wichtiger denn je, Softskills zu vermitteln und sich so in hybriden Lernumgebungen von der Konkurrenz abzuheben. „Die Lehrbücher bleiben dieselben – es sind kompetenzbasiertes Lernen und innovative Unterrichtsansätze, die heute immer wichtiger werden. Universitäten arbeiten letzten Endes alle nach dem gleichen Lehrplan und ein Masterstudiengang kann schon in drei Jahren nicht mehr auf dem aktuellem Stand sein. Aber Softskills benötigt man immer! Und dank Softskills werden wir uns auch in Zukunft positiv von anderen Hochschulen abheben.“
Jetzt den Bericht zur Zukunft des Bildungswesens lesen
Möchtet ihr gerne erfahren, wie andere führende Hochschulmitarbeiter wie Zicari das Lehren und Lernen zukunftsfähig gestalten und was ihr auf diesem Gebiet noch lernen könnt? Dann ladet euch unseren Dropbox-Bildungsbericht 2020 hier herunter.