Kreativität durch Zusammenarbeit – das Making-of von IKARUS
„Ich habe festgestellt, dass ich besonders kreativ und leistungsfähig bin, wenn ich mit anderen zusammenarbeite. Dabei mache ich mich auf die Suche nach Menschen, die in ihrem Bereich brillant sind, teile meine kreative Vision mit ihnen und lasse ihnen dann freie Hand.“ Bryan Fogel, Regisseur und Produzent, IKARUS
Der für eine BAFTA- und DGA-Auszeichnung nominierte US-amerikanische Filmregisseur, Produzent, Autor und Dramatiker Bryan Fogel erhielt einen Oscar für seinen neuesten Dokumentarfilm IKARUS, der im August 2017 veröffentlicht wurde. Ursprünglich sollte der Film die Wahrheit über Doping im Sport aufdecken, aber nach einer zufälligen Begegnung mit einem russischen Wissenschaftler entwickelte sich die Geschichte von einem persönlichen Experiment mit leistungssteigernden Drogen zu einem geopolitischen Thriller.
Wir trafen Fogel beim Sundance Film Festival 2018, gleich nach der Dropbox-Veranstaltung über Dokumentarfilme, und sprachen mit ihm über seine Arbeit vor IKARUS, über seinen schöpferischen Prozess und über Zusammenarbeit und Vertrauen – zwei entscheidende Faktoren, die das Fundament für seine herausragende Arbeit bilden.
„IKARUS ist mein zweiter Film. Davor habe ich schon ein erfolgreiches Theaterstück verfasst, das mehrere Jahre lang aufgeführt wurde. Außerdem habe ich noch ein Buch geschrieben“, erzählt Fogel. „Während des Schreibens habe ich festgestellt, dass ich besonders kreativ und leistungsfähig bin, wenn ich mit anderen zusammenarbeite. Wenn man Ideen mit anderen teilt und gemeinsam Konzepte entwickelt, lassen sich ganz neue Möglichkeiten entdecken, um etwas noch Besseres zu schaffen.“
„Wenn ich mich auf die Suche nach tollen Ideen mache, bin ich aber am kreativsten, wenn ich mich voll und ganz auf eine Sache konzentrieren kann“, fährt Fogel fort. „Sobald ich etwas gefunden habe, das mich wirklich fasziniert, nehme ich mir die Zeit, um frei von möglichen Ablenkungen allein an diesem einen Konzept zu arbeiten. Das lässt sich gut mit dem Lösen eines Rätsels vergleichen, bei dem man einer bestimmten Spur folgt.“ Störfaktoren und unnötige Ablenkungen am Arbeitsplatz zu beseitigen ist extrem wichtig, um effektiv arbeiten zu können. Ein Psychologenteam von der George Mason University hat mithilfe einer Studie aus dem Jahr 2016 herausgefunden, dass Unterbrechungen nicht nur Zeit stehlen, sondern auch die Gesamtqualität der Arbeit herabsetzen.
Anschließend haben wir uns über Beweggründe und die Bedeutung von Zusammenarbeit unterhalten. Fogel hat uns erklärt, dass jedes große Projekt mit großem Aufwand verbunden ist. „Das gilt nicht nur für Filmdrehs. Man muss für alles im Leben hart arbeiten, wenn man etwas erreichen will“, so Fogel. „Durch gute Absichten allein lässt sich nichts auf die Beine stellen. Um das zu verstehen, muss man sich nur mal den Abspann eines Films ansehen. 90 % der Zuschauer verlassen den Kinosaal, wenn der Abspann läuft. Aber dort erscheinen Hunderte, wenn nicht sogar Tausende von Namen, die alle an der Produktion des Films beteiligt waren. Ich bleibe immer sitzen und sehe mir den Abspann an, weil er ein Beweis für die Mühen und all die kreative Energie ist, die in die Produktion des Films geflossen sind. Es ist wirklich beeindruckend, wenn man sich den Koordinationsaufwand vorstellt, der für ein Projekt dieser Größe notwendig ist!“
Das ist ein sehr interessanter Aspekt; also haben wir Fogel gefragt, wie die Produktionsabläufe bei ihm aussehen. „Sobald ich eine Idee habe, gibt es ein paar Dinge, die ich als Nächstes erledige“, beginnt Fogel. „Ich möchte mit den Besten der Besten auf ihrem jeweiligen Gebiet arbeiten und ihnen die Gelegenheit geben, sich frei zu entfalten. Bei der Planung der Filmmusik für IKARUS habe ich mir zum Beispiel Gedanken darüber gemacht, um was für einen Film es sich eigentlich handelt – um einen Thriller – und dann nach dem besten Komponisten für diese Art von Film gesucht.“
„Ich vertraue darauf, dass diese Experten dann etwas richtig Gutes produzieren werden“, so Fogel. „In 85 % der Fälle ist es umwerfend und bei den restlichen 15 % müssen nur ein paar Feinheiten ausgebügelt werden, bis es perfekt ist. Ich mache mich auf die Suche nach Menschen, die in ihrem Bereich brillant sind, teile meine kreative Vision mit ihnen und lasse ihnen dann freie Hand.“
Weitere Beiträge zur Zusammenarbeit und Kreativität im Filmgeschäft finden Sie in unserem Medienbereich. Und falls Sie den Film noch nicht kennen, können Sie sich IKARUS jetzt auf Netflix ansehen.
(BILD: Netflix)